Anbau

"Erhebt den Boden mitsamt dem Bodenleben in einen höheren und würdigeren Zustand, entsprechend dem Bedürfnissen der Kulturpflanzen und letztendlich für den Menschen" - Julian Turiel

 

Der Ackerbau war eine riesige Herausforderung für uns. Von den Geräten her waren wir mehr als schlecht ausgerüstet und wir hatten überhaupt keine Erfahrung. Die ersten Jahre, in denen wir biologisch gewirtschaftet haben, was das Unkraut - oder die Beikräuter wie man in unseren Kreisen zu sagen pflegt - ein nicht zu bewältigendes Problem. Nur der Hanf wuchs schnell genug um dem Ganzen Herr zu werden.

 

Doch dann hörten wir durch Zufall, aufgrund eines Vortrages, von der Dammkultur nach Turiel. Das klang interessant und logisch.

 

Stundenlang saßen wir vor dem Computer und sahen uns jedes einzelne Video an, das wir auf YouTube finden konnten, besuchten BIO-Bauern in Leibnitz, Wels, Pasching und Hatzendorf. Wir telefonierten mit Julian persönlich und mit Herrn Doppelbauer und zwar stundenlang. Schließlich war uns klar, das ist unser Weg.

 

Für die Dammkultur nach Turiel benötigt man genau ein Gerät, mit dem man die gesamte Feldarbeit erledigt, nämlich den Häufelpflug. Wobei dieser Name ein wenig in die Irre leitet, denn mit einem normalen Pflug hat er nichts gemein. Mit ihm wird die Erde nicht umgedreht, sondern der Boden nur tiefgründig gelockert und so die unterschiedlichen Schichten der Erde belüftet. Dadurch werden Wurzeln und grobe Klumpen nach oben befördert und lockere Dämme erstellt. Dadurch ist ein gesundes Mikroklima möglich, die Gesamtfläche ist um ein Vielfaches höher, Nährstoffe und Wasser können viel besser aufgenommen und gespeichert werden. Durch die Kapillarwirkung wird Feuchtigkeit aus den tieferen Schichten durch den Damm zur höchsten Stelle befördert, wo sie dann verdunsten kann. Dadurch wird die Keimung gefördert und die Wurzeln gut versorgt.

Außerdem trifft das Sonnenlicht nicht überall gleich intensiv auf den Boden auf, es gibt immer eine der Sonne zugewandte und eine abgewandte Seite. Dadurch entstehen Temperaturunterschiede und Luftzüge, der Boden atmet sozusagen.

 

Die unterschiedlichen Sähgeräte werden direkt auf den Häufelpflug daraufgebaut. Auf diese Art und Weise sät man direkt am Damm. Die Sätiefe ist fast zweimal so tief als bei der herkömmlichen Anbauweise. So ist das Saatgut besser vor Auswinterung geschützt. Auch die Unkrautbekämpfung geht so viel einfacher von statten. Denn die Hackdrähte schleifen den Damm ab, brechen die Kruste des Bodens auf und entfernen gleichzeitig unerwünschte Beikräuter.

 

Um die richtige Rote zu fördern, passiert die Begründung in zwei Stufen. Das heißt die Gründecke wird umgebrochen, wenn das Wurzelwachstum abgeschlossen ist. Ziel ist es eine intensive Durchwurzelung zu erreichen um den Boden zu lockern. Außerdem dienen die abgestorbenen Wurzeln als Direktdünger für die Nachfrucht. Zu viel Grünmasse hingegen verursachen einen ungesunden Fäulnisprozess, den wir vermeiden wollen.

 

Bereits im ersten Jahr haben wir extrem von dieser Art der Bearbeitung profitiert. Wir waren im Mai 2018 vom Hochwasser betroffen. Alle unsere Felder im Tal standen unter Wasser, die am Hang wurden abgeschwemmt. Dachten wir. Doch während die Straßenmeisterei den Humus der umliegenden Felder aus den Seitengräben schaufeln musste, war bei uns nichts, also wirklich absolut nichts abgeschwemmt. Durch unsere lehmigen Böden hatte sich eine harte Kruste gebildet, aber der Humus war nach wie vor da wo er hingehört.